Schule als Institution ist von unterschiedlichen Machtverhältnissen in ihrer Struktur und ihrer Zusammensetzung geprägt: von Lehrer_innen gegenüber Schüler_innen, von Gruppen innerhalb des Kollegiums, von Gruppen innerhalb der Schüler_innenschaft. Und unter jeweils wechselnden Vorzeichen können die Macht/Ohnmacht- bzw. Mehrheit/Minderheit-Verhältnisse variieren. Als Teil der Gesellschaft spiegelt Schule gesellschaftliche Dominanzverhältnisse wider. Dies wirkt sich auf mehrere Ebenen aus: auf Entscheidungsprozesse, Umgangsformen, Konfliktbearbeitung, Lehr- und Lernmethoden, pädagogische Materialien und die Raumgestaltung.
Folgende Themen können Teil einer langfristigen Anti-Bias-Arbeit an Schulen sein:
- Umgang mit Macht – Welche Bedeutungen hat Macht? Wie kann sie verantwortungsvoll im Sinne von Einflussnahme und Veränderungsmöglichkeiten eingesetzt werden?
- Werden alle in Schule gleichberechtigt an Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt?
- Wie wird miteinander umgegangen – besteht eine Kultur der Wertschätzung und Anerkennung im Alltag z.B. gegenüber den unterschiedlichen Familienkulturen der Schüler_innen, unter den Kolleg_innen verschiedener beruflicher Hintergründe?
- Wie kann ich Vielfalt wahrnehmen, anerkennen und in Lehr- und Lernkontexten nutzen und damit die Lust und das Interesse am Lernen aller erhöhen sowie einen alternativen Prozess der (kritischen) Wissenserzeugung unterstützen?
- Wie sind die Lehr- und Lernmaterialien gestaltet: reproduzieren sie Stereotype z.B. in Bezug auf Männer/ Frauen oder Menschen unterschiedlicher Herkunft? Wie kann ich dies mit Schüler_innen thematisieren?
- Wie sind die Räume der Schule gestaltet: Gibt es Spuren der Kinder und Jugendlichen? Wer ist repräsentiert, wer nicht? Welche Sprachen sind in der Schule gegenwärtig, welche nicht?
Diese und andere Fragen können Ausgangspunkte bilden, um Diskriminierungen wahrzunehmen und sich bewusst dagegen einzusetzen. Sensibilisierungs- und Methodentrainings helfen, sich auf diesen Prozess einzulassen und ein größeres Bewusstsein für das Thema zu entwickeln.
Jede Schule ist ein eigenes lebendiges Gefüge mit „eigenen Themen“. Diese können von den Beteiligten gemeinsamen aufgespürt und in einem kreativen Prozess bearbeitet werden. Anti-Bias-Arbeit ist kein „zusätzliches Projekt“ – sie kann innerhalb der alltäglichen Arbeit ein Instrument sein, nicht-diskriminierende Verhaltens- und Umgangsformen zu entwickeln und Schulen zu einem Ort zu machen, an dem Lehrer_innen und Schüler_innen Demokratie und den produktiven Umgang mit Vielfalt lernen und umsetzen.
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