Anti-Bias als Ansatz für Bildungsgerechtigkeit wurde in den 1980er Jahren in den USA von Louise Derman-Sparks und Carol Brunson-Phillips für den Bereich der Kleinkindpädagogik entwickelt. Der Ansatz ist inspiriert von der Social Justice Bewegung und der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. In der Praxis wurde der Anti-Bias-Ansatz in verschiedenen Kontexten vielfältig und kontextbezogen weiterentwickelt.
Nach der offiziellen Beendigung der Apartheid Anfang der 1990er Jahre suchten südafrikanische Pädagog_innen der Early Learning Ressource Unit (ELRU) nach Wegen, auch die „Apartheid in den Köpfen“ zu überwinden. Hierfür war es ihnen wichtig, den Fokus nicht ausschließlich auf Rassismus zu richten, sondern die verschiedenen Formen von Diskriminierung in den Blick zu nehmen. Auf Basis der US-amerikanischen Anti-Bias-Praxis und in Kombination mit anderen Methoden entwickelte ELRU Lerneinheiten für Kinder und Jugendliche, die Erwachsenenbildung sowie die Ausbildung von Multiplikator_innen.
Nach Deutschland gelangte Anti-Bias auf zwei Wegen. Zum einen Ende der 1990er Jahre durch den Kontakt mit Louise Derman-Sparks. Die Fachstelle Kinderwelten erstellte − unter anderem auch in persönlicher Zusammenarbeit mit ihr– den Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung© zur systematischen Qualitätsentwicklung von Kitas und Schulen. Ungefähr zeitgleich fand der Ansatz im Rahmen des Projekts „Vom Süden Lernen“ von INKOTA-netzwerk e. V. in enger Zusammenarbeit mit südafrikanischen Trainer_innen den Weg in die hiesige politische Bildungsarbeit und Erwachsenenbildung.
In verschiedenen Arbeitszusammenhängen wird seitdem der Anti-Bias-Ansatz von Multiplikator_innen für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit sowie für erwachsenenpädagogische Fortbildungen kontinuierlich weiterentwickelt.
Auch sind in den letzten Jahren erste Publikationen zur theoretischen Fundierung des Ansatzes und Reflexion seiner praktischen Umsetzung im deutschen Kontext erschienen. Darüber hinaus gibt es auch einige internationale Projekte und Netzwerke in diesem Bereich.